In vielen IT-Unternehmen gibt es heutzutage ausgedehnte Entwicklungsabteilungen – doch echte Forschung? Fehlanzeige. Software wird weiterentwickelt, neue Produkte werden iteriert, doch wirklich bahnbrechende Innovationen sind rar. Das liegt unter anderem daran, dass die meisten IT-Firmen sich auf kurzfristige Produktentwicklung konzentrieren, anstatt in grundlegende Forschung zu investieren. Dabei ist klar: Ohne Forschung gibt es keine echten Fortschritte – Entwicklung allein reicht nicht.
Ich habe meine Wurzeln in der Elektro- und Elektronikindustrie, und da gab es immer auch eine Forschungsabteilung. Entwicklung ohne Forschung im Allgemeinen und an Grundlagen war Undenkbar. Und man sieht es auch, da gab es auch echte Innovation, bei der es sich lohnte, Patente zu registrieren (Siehe auch hier Patente von H.W. Lerch, das zeigt was in Aarau aus der Forschung eines grossen Unternehmens entstanden ist).
Entwicklung ist nicht gleich Innovation
Moderne Softwareentwicklung basiert häufig auf existierenden Technologien. Frameworks werden angepasst, bestehende Lösungen erweitert, und neue Features hinzugefügt. Doch dieser Prozess ist meist inkrementell – es handelt sich um Verbesserung, nicht um Innovation. Wirklich bahnbrechende Technologien entstehen jedoch nicht durch das endlose Optimieren bestehender Systeme, sondern durch grundlegende Forschung. Ohne Forschung bleibt die Entwicklung in einem Kreislauf der Wiederverwertung stecken.
Warum gibt es keine Forschung?
Die Gründe für das Fehlen echter Forschung in der IT-Branche sind vielfältig:
- Kurzfristiges Gewinnstreben: Forschung kostet Geld und Zeit, während Investoren schnelle Ergebnisse sehen wollen. Unternehmen setzen daher auf kurzfristige Produktentwicklung statt langfristige Forschung.
- Fokus auf agile Entwicklung: Agilität bedeutet schnelle Iterationen und schnelle Auslieferungen. Das verträgt sich nicht gut mit grundlegender Forschung, die oft Jahre dauern kann, bis Ergebnisse sichtbar werden.
- Fehlende Kultur für wissenschaftliche Arbeit: In vielen IT-Firmen gibt es keine Strukturen für Forschungsprojekte. Entwickler sollen „machen“, nicht „forschen“.
- Patente spielen kaum noch eine Rolle: Früher wurden neue Erkenntnisse oft patentiert. Heute scheint das Interesse an Patentanmeldungen in vielen IT-Firmen zu schwinden. Der Fokus liegt mehr auf Open Source und schneller Implementierung als auf dem Schutz geistigen Eigentums.
Die Folgen: Stillstand statt Fortschritt
Ohne Forschung gibt es keine echten technologischen Durchbrüche. Viele der größten Innovationen der letzten Jahrzehnte – von der Künstlichen Intelligenz über Quantencomputer bis hin zu modernen Verschlüsselungstechniken – stammen nicht aus klassischen IT-Firmen, sondern aus Universitäten und staatlich geförderten Forschungsinstituten. Die private IT-Industrie setzt hingegen zunehmend auf Entwicklung ohne tiefere wissenschaftliche Erkenntnisse.
Langfristig führt das zu einem Problem: Wenn Unternehmen nur noch auf bestehende Technologien setzen und keine eigenen Durchbrüche mehr erzielen, verlangsamt sich der Fortschritt. Die IT-Branche lebt von Innovation – doch diese braucht Forschung als Fundament.
Was sich ändern muss
Wenn die IT-Welt nicht in eine Innovationskrise geraten will, müssen Unternehmen wieder mehr in Forschung investieren. Einige Schritte in die richtige Richtung könnten sein:
- Schaffung von Forschungsabteilungen in IT-Unternehmen – getrennt von der reinen Entwicklungsarbeit.
- Langfristige Forschungsprojekte trotz hoher Kosten fördern – und nicht nur kurzfristige Entwicklung.
- Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstituten verstärken, um echte wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
- Erneute Fokussierung auf Patente und geistiges Eigentum, um Innovationen zu schützen und langfristig nutzbar zu machen.
Forschung ist die Basis für echten Fortschritt. Entwicklung allein reicht nicht – sie braucht Forschung als Fundament. Die IT-Branche sollte das nicht vergessen.